Pilztagebuch - 4. Quartal 2019


Oktober * November * Dezember

01.10.2019 Seit Sonntag regnet es bei uns wie schon seit zwei Jahren nicht mehr. Keine sintflutartigen Regenfälle, aber immer eben weg und da kommt schon einiges an Wasser zusammen. Auch in den vergangen Tagen war ich unterwegs und wie ich feststellen musste, sind Birkenpilze (darunter auch sehr viele wollstielige Birken-Röhrlinge), Rotkappen, Steinpilze und Maronen nach wie vor die Renner. Gefreut habe ich mich über zwei gelbe Rotkappen mitten in den normal gefärbten Roten, einen kleinen Ästigen Stachelbart, über den echten und rötlich gefärbten Birken-Milchling. Ansonsten gab es nichts Besonderes mehr, nur noch kupferrote Gelbfüße, die ersten Edel-Reizker tauchen langsam auf, ein paar flockstielige Hexen-Röhrlinge und viele schöne Fliegenpilze. Was noch zu erwähnen wäre, es waren ca. 98% aller Arten in super Qualität, ob für die Pfanne oder für paar Bilder. Einfach tolle Bilderbuch-Exemplare, leider ist das Fotografieren bei Regen nicht immer von Erfolg gekrönt.

 

04.10.2019 Da es regnet habe ich mich entschlossen, heute nach Feierabend nicht in die Wälder zu fahren. Für morgen sieht die Wettervorhersage noch ganz OK aus und ich denke, dass ich morgen wieder auf Pilzpirsch bin, denn bisschen was an Regen ist in den letzten Tagen zusammengekommen. In Wismar waren es bis heute knapp 50 Liter, in Schwerin ca. 45 Liter, Lübeck bekam ungefähr 38 Liter und Rostock bildet das Schlusslicht mit nur 10 Liter, aber die haben vorher schon deutlich mehr abbekommen. In den Buchenwäldern tun sich die Pilze noch etwas schwer, aber in den nächsten Wochen wird es auch in diesen Wäldern mit der Artenvielfalt zunehmen. Lassen wir uns überraschen.

 

05.10.2019 Heute war ich mit Töchterchen in den sandigen Kiefernwäldern zwischen den Ortschaften Sülten bei Brüel und Gross Görnow unterwegs. Erwartungsgemäß finde ich in solchen Wäldern nicht das, was ich eigentlich hauptsächlich suche, nämlich Becherlinge oder andere seltene Pilze. Wie dem auch sei, so waren wir dort heute in Mission unterwegs, um für meine Schwiegereltern ein paar Pilze zu sammeln. Ich muss wirklich sagen, so viele Maronen-Röhrlinge habe ich noch nie zuvor gesehen. Sie standen zu Hunderten unter Kiefern und Fichten. Davon sammelten wir nur ein paar junge Exemplare und suchten weitere Arten, wollten wir doch einen bunten Korb für Oma und Opa haben. So gesellten sich rasch schöne Steinpilze, Krause Glucke, Birkenröhrlinge, Edel- und Fichten-Reizker dazu. Viel mehr Speisepilze sind in solchen Gebieten auch kaum noch zu erwarten, Sachen wie Gold-, Kuh-, Sand- oder Butter-Röhrlinge sammle ich ohnehin nicht ein. Bester Fund des Tages waren zwei wunderschöne Kiefernsteinpilze (Boletus pinophilus). Bis auf die Tatsache, dass wir unser Auto auf Anhieb nicht wieder gefunden haben, war es netter Ausflug. Tochter und Vater müde und Schwiegereltern hoffentlich satt. Jetzt folgen einige Tage Urlaub und dann geht es hier weiter.

 

11.10.2019 Der Kurzurlaub ist beendet und wenn zeitlich alles so funktioniert, wie ich es mir vorstelle, dann gehts morgen gleich wieder in den Wald und für Sonntag ist auch schon eine Waldtour geplant. Ich bin gespannt, was sie so in einer Woche mit reichlich Regen getan hat. Bestimmt nicht viel, aber ich freue mich.

 

13.10.2019 Liebhaber von Speisepilzen kommen in diesem Jahr ganz auf ihre Kosten. In den vergangenen Tagen hat es immer wieder, teils auch kräftig geregnet, sodass Waldbesuche nicht gerade meine erste Wahl waren. Heute aber sollte es für ca. vier Stunden trocken bleiben und dieses Zeitfenster nutzte ich und zog los in die Wälder. Pilze gibt es wirklich reichlich in diesem Herbst. Nicht gerade die super seltenen und spannenden Sachen, aber immerhin gibt es was. In meinem heutigen Zielgebiet war ich zwar letzte Woche schon unterwegs, aber ich wollte noch ein paar Sachen fotografieren, die ich beim letzten Mal wegen Regen nicht knipsen konnte. Einige gesuchte Arten konnte ich heute leider nicht wiederfinden, aber dafür andere nette Motive. Einen kleiner Extrabericht zu diesem Waldgebiet folgt in den nächsten Tagen, mit einigen Bildern und welche Arten man in diesem Wald finden kann. Dauerbegleiter der heutigen Tour war wieder der Maronen-Röhrling und entlang der Waldwege gab es sehr viele Riesenschirmpilze. Speisepilze gab es wirklich genug, besonders gefreut habe ich mich aber über paar Becherlinge der Gattung Peziza und wunderschöne Öhrlinge (Otidea). Ich werde sie später noch mikroskopieren müssen und hoffe auf klare Ergebnisse.

 

16.10.2019 Gestern hat die Sonne noch einmal alles gegeben und erwärmte gleichzeitig unser Bundesland bis auf 22 Grad. Da die kommenden Tage wieder in einem verregneten Dauergrau daherkommen, entschloss ich mich gestern noch in die Tongrube zu fahren. Ich hatte nur ein kleines Zeitfenster zwischen Feierabend und Sonnenuntergang, also musste alles sehr fix gehen. Auf die Schnelle konnte ich ein paar wunderschöne grünliche Saftlinge, weiße Ellerlinge und Keulenpilze (viele und vor allem schöne Exemplare von Clavaria krieglsteinerii) finden. Zu meinem Bedauern waren jedenfalls die Hänge immer noch ausgesprochen trocken. Heute hat es einige Stunden geregnet und auch in den nächsten Tagen soll es immer mal wieder regnen. Das sind gute Voraussetzungen und ich denke, dass ich nächstes oder übernächstes Wochenende in diesem Gebiet eine längere Exkursion machen werde.

 

Samstag - 20.10.2019 Heute machte ich eine große Runde durch verschiedene Biotope. Angefangen auf einer Weide mit Schafen, dann auf den Wismarer Friedhof und später noch zum Waldsee bei Jesendorf. Pilze gab es an jeder Station, verschiedene Röhrlinge, die ersten kleinen Moosbecherlinge, Wiesenkeulen, Erdzungen und vieles mehr. 

 

20.10.2019 Ich erstmals den Parasitischen Scheidling (Volvariella surrecta) auf alten Nebelkappen finden. Leider waren sie noch nicht aus ihren Eiern geschlüpft, sodass ich keine Bilder von ausgewachsenen Exemplaren machen konnte. Was soll's, man kann eben nicht immer alles auf einmal haben.

 

21.10.2019 Mein Laptop hat am Wochenende die Hufe hochgerissen. Nun sitze ich an meinem alten Notebook und fühle mich, als gucke und schreibe ich auf einer Briefmarke. Ich hoffe, es ist bald wieder alles heile, damit es auch hier weitergehen kann.

 

26.10.2019 Ein langer und steiniger Weg war es, den Laptop wieder fit zu machen, viel wichtiger war es aber, dass mir keine Daten verloren gingen. Selbstverständlich war ich trotzdem nach den Pilzen schauen und habe auch ein paar super Funde machen können. Große Pilze, Becherlinge, Speisepilze, Keulenpilze und seltene Sachen. Für die Bilder und Einzelheiten benötige ich noch ein wenig Zeit. Jetzt muss ich am Laptop noch einiges machen und morgen möchte ich eine entspannte Waldtour machen. Ich bin mir sicher, dass es da auch wieder jede Menge zu finden gibt.

 

28.10.2019 Gestern haben mich neben einigen Herbsttrompeten, junge und frische Fruchtkörper von der krausen Kraterelle (Craterellus sinuosus) sehr erfreut. Die Temperaturen werden in der Wochenmitte bis auf die Nullgradgrenze fallen, aber danach soll es wieder mit Temperaturen im zweistelligen Bereich weiter. Da der Laptop immer noch nicht richtig rund läuft, werde ich jetzt erst einmal an dieser Baustelle weiter basteln. Nachfolgend ein paar Funde, die in der letzten Woche finden konnte. Parasitischer Scheidling (Volvariella surrecta), Moosbecherling (Octospora axillaris var. tetraspora), Sandborstling (Geopora arenosa), rillstielige Lorchel (Helvella phlebophora), weißer Schütterzahn (Sistotrema confluens). Donnerstag ist Feiertag und ich werde entweder in der Tongrube, an der Steilküste oder auf einer Wiese im Naturschutzgebiet nach seltenen Pilzen suchen, vielleicht fahre ich aber auch einfach nur in den Wald. Wer vielleicht mitkommen möchte,  der schreibt mir am besten eine E-Mail.

 

02.11.2019 Ich entschloss mich am Donnerstag, die Steilküsten nach Becherlingen abzusuchen. Die Temperaturen waren zwar etwas kühl, aber dafür gab es seid langen mal wieder schönen Sonnenschein und blauen Himmel. Nach Becherlingen musste ich nicht lange suchen, denn es gab alle paar Meter Becherlinge in den schönsten Farben. Nach etwas 200 Metern waren alle meine Dosen voll. Unter der Woche fand ich auch wieder super Sachen, die ich leider zum Teil auch noch nicht geschafft habe zu mikroskopieren. Die beste Funde der letzten Tage waren wohl Borstlinge, einmal ein 0,8 mm kleinen auf Totholz (Trichophaeopsis bicuspis), einen noch unbekannten Sandborstling und schöne rote Schildborstlinge (Scutellinia kerguelensis). Nachdem wir in den Nächten Mittwoch und Donnerstag Frost hatten, steht es in den Sternen, ob es in den nächsten Tagen etwas Brauchbares zu finden gibt. Wenn es morgen nicht regnen sollte, werde ich wohl noch die relative Helligkeit über die Mittagszeit nutzen und eine Tour an die Steilküste unternehmen.

 

09.11.2019 Gestern nach Feierabend bin ich noch fix in die Kiesgrube und anschließend noch in den Kiefernwald gefahren. Nachdem ich vor wenigen Wochen mein teures Taschenmesser mit Olivenholz irgendwo im Wald verloren habe, ist seit meiner gestrigen Tour auch mein neues Jagdmesser verschollen. Ich könnte kot***! Wäre es nur so ein Billigschrott gewesen, aber bei Messer die im dreistelligen Bereich kosten, da tut es schon echt weh. Da hielt sich auch die Freude über eine für mich neue Pilzart sehr in Grenzen. Auf alten Kiefernnadeln gab es winzige kleine weiße Pilze (Calycina subtilis). Eigentlich wollte ich heute einen neuen Steilküsten-Abschnitt in Angriff nehmen, aber das Wetter spielte leider nicht mit. So fuhr ich für eine Stunde in die Tongrube und konnte auf die Schnelle sogar etwas finden. Die Funde muss ich heute Nacht erst noch mikroskopieren. Morgen soll es wieder etwas freundlicher werden und ich denke, dass ich denn morgen an den Steilküsten weitermachen werde.

 

23.11.2019 Heute war ich mit den Kindern in einem Kiestagebau bei Schwerin unterwegs. Es blieb zwar trocken, aber ungemütlich war das Wetter trotzdem. So richtig hell wurde es den ganzen Tag nicht und in der ungeschützten Kiesgrube fegte auch eine frische Brise, sodass sich die 6 sich deutlich kühler anfühlten. Nachdem ich am Donnerstag im Stadtgebiet frische Mooosbecherlinge fand, war ich mir fast sicher, dass ich heute auch Pilze finden werde. Sehr gefreut habe ich mich über ein paar Fruchtkörper von Octospora rubens (ein nicht häufiger rosa Moosbecherling am Wirtsmoos Ceratodon purpureus) und über hübsche blaugrüne Nabelinge (Omphalina chlorocyanea). Frost ist erst einmal nicht in Sicht und so steigen die Chancen, in diesem Jahr noch einige Arten zu suchen und bestenfalls auch zu finden.

 

03.12.2019 Nach der Arbeit ist es dunkel und da macht es wenig Sinn, nach Pilzen zu suchen. Da bleibt eben nur das Wochenende und so machte ich mich auch am vergangenen Sonntag wieder auf die Suche. Es ging mit den Kindern, bei kalten zwei Grad, in eine nahe liegende Kiesgrube bei Wismar. Schon nach den ersten Minuten fand ich wunderschöne und seltene Moosbecherlinge aus der Gattung Lamprospora. Ein paar Meter weiter folgte schon der nächste Kracher, kleine violette Becherlinge aus der Gattung Ascobolus, die ich nach dem Mikroskopieren erst einmal als A. geophilus abgeheftet habe. Der Ausflug hatte sich jetzt schon gelohnt, aber dann sah ich leuchtende Moosschälchen (Neottiella albocincta). Als sich auch diese nicht häufigen Pilze fotografierte, erblickte ich im Augenwinkel lila Becherlinge. Eine Peziza in dieser Farbe und in dieser Umgebung, das kann was Besseres sein. Ich bin mit der Bestimmung noch nicht ganz durch, aber der vorläufige Arbeitsname lautet Peziza moseri. Vier super Funde, alles in einer Stunde und die mikroskopische Bestimmung zieht sich über Tage. Die Temperaturen bleiben auch in den nächsten Tagen über null und das heißt, ich werde auch am nächsten Wochenende wieder raus, um Pilze zu suchen.

Wer Lust hat mitzukommen, der schreibt mir einfach eine E-Mail, ansonsten ahoi und bis bald.

 

08.12.2019 Das Wetter präsentiert sich in einem einheitlichen Dauergrau mit Wind und Regen. Ich mag solch ein Schmuddelwetter eigentlich, aber um nach kleinen Pilzen zu suchen, ist es nicht gerade optimal. Vorteile hat es allerdings auch, es herrschen Plusgrade und von einem nahestehenden Wintereinbruch sind wir auch noch weit entfernt. Da es gestern auch schon regnete, war ich nur auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz in Wismar unterwegs, aber außer ein paar häufigen Moosbecherlingen aus der Gattung Octospora, konnte ich nichts weiter finden. Ich werde unter der Woche einen Tag frei machen, um mein angedachtes Zielgebiet anzusteuern. Ich denke, es wird mehr als genug zu finden sein, denn momentan gibt es an fast jeder Ecke etwas. Heute werde ich die Zeit nutzen, um einige Proben abzuarbeiten und Bilder aus den vergangenen Wochen zu sortieren.

 

21.12.2019 Momentan komme ich zu nichts und am wenigsten, hier etwas zu schreiben. Dennoch habe ich fast jeden Tag etwas gefunden und immer gleich frisch mikroskopiert. Oft war nichts Neues dabei, aber letzten Samstag konnte ich am Strand schöne Moosbecherlinge aus der Gattung Lamprospora finden. Ansonsten nur häufige Octospora-Arten die ich jetzt schon sehr oft hatte. Am Donnerstag konnte ich aber endlich mal wieder etwas Interessantes finden, kleine gelbe Erd-Borstlinge (Cheilymenia theleboloides) im Wismarer Stadtgebiet. Das gestreifte Sporenornament ist so fein, dass es für mich leider fast unmöglich ist, es sichtbar zu fotografieren. Eigentlich wollte ich heute mal wieder eine etwas längere Tour machen, aber der Kauf eines neuen Esstisches hatte Vorrang. Morgen soll das Wetter nicht mehr so gut sein wie heute, aber zumindest trocken soll es noch bleiben. In welchen Biotop ich suchen werde ist fast zweitrangig, denn bei diesem feuchten und frostfreien Wetter sollte man überall etwas finden.

 

22.12.2019 - Kiesgrube bei Tarzow und bei Klein Warin - Octospora leucoloma und endlich mal wieder Octospora similis in einem für mich neuen Gebiet.

 

24.12.2019 - Kiesgrube bei Glasin und Pinnowhof - Neottiella albocincta und Lamprospora miniata.

 

26.12.2019 - Kiesgrube bei Goldebee - Lamprospora densireticulata

 

27.12.2019 Ich hoffe, alle haben die Feiertage gut überstanden und ein paar ruhige Tage gehabt. Das Wetter ist für uns Menschen nicht gerade schön, aber für einige Pilzarten sind es ideale Bedingungen. Solange es keinen Frost gibt, wird es auch pilzfreundlich bleiben. So wie es im Moment aussieht, bleibt es frostfrei und in den nächsten Tagen soll es auch mal etwas trockener bleiben. Mein für heute angedachtes Ziel konnte ich leider aus verschiedenen Gründen nicht anfahren, aber das werde ich am Sonntag sofort nachholen. Kieswerk bei Krassow und bei Jesendorf. Schlechtes Wetter und wenig gefunden. Octospora cocciniea, Octospora gyalectoides, wieder an mehreren Stellen Lamprospora densireticulata. Mittlerweile die von mir am häufigsten gefundene Lamprospora-Art.

 

28.12.2019 - Kiesgrube bei Naschendorf. Lamprospora miniata, Octospora affinis, und der beste Fund des Tages war für mich Octospora hetieri.

 

30.12.2019 - Kuhweide bei Wismar, kleine Borstlinge / Cheilymenia stercorea.