Heute ist der 2. Europäische Pilztag und passend dazu, machten wir einen Ausflug an die Küste zwischen Ahrenshoop und Prerow. Wir, damit meine ich Katrin & Torsten Richter aus Rehna, Chris Engelhardt aus Lübeck, Roland Lebendig aus Schönberg und meine Wenigkeit aus Wismar. Unser Ziel war die Küste zwischen Ahrenshoop und Prerow. Da unsere Fahrzeiten zwischen zwei und drei Stunden betragen, machten wir uns zeitig auf dem Weg. Dort angekommen trafen wir uns mit Pilzfreund Hartmut Schubert aus Harzgerode, der gerade Urlaub mit seiner Frau Silke auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst machte. Um es vorweg zu nehmen, das Wetter war einwandfrei, es gab reichlich und vor allem seltene Pilze zu finden.
Da sind wir nun, pünktlich, blauer Himmel, die Sonne lacht und wir haben richtig Lust auf Pilze. Von einem früheren Besuch auf dem Darß konnte Torsten Richter sich erinnern, dass er hier damals einen durchaus seltenen Korallenpilz fand und das direkt im sandigen Strandbereich. Den wollte ich natürlich unbedingt auch gerne sehen, wenn man denn schon hier unterwegs ist. Gesagt, getan, die Karawane zog in Richtung Strand und dann zielstrebig zum angedachten Ort. Auf dem Weg dorthin fanden wir bereits die ersten Pilze. Mehrere Kahlköpfe (Psilocybe laetissima) mitten in der Weißdüne bei Carex arenaria (Sand-Segge). Nur wenige Meter weiter standen Stinkmorcheln ... mmhhh eigentlich nichts besonderes ... aber direkt im weißen Strandsand habe ich noch nie welche gesehen und seit wann sind Hexeneier denn lila? Genau, es handelt sich hierbei nämlich um die Dünen-Stinkmorchel (Phallus hadriani). Leider waren diese schon etwas älter und wollten sich für ein paar Bilder nicht mehr gerade machen. Wir zogen weiter und bei einer Ecke mit Strandhafer blieb Torsten stehen und sagte: Hier müssen wir genauer schauen. Am Strandhafer (Ammophila) wächst nämlich die gesuchte Koralle (Ramaria), deswegen wird dieser Pilz auch Ramaria ammophila genannt. Anfangs fanden wir nur ein einzelnes Exemplar und dieser zarte Pilz musste dann sofort für mehrere dutzend Bilder herhalten. Da es in diesem Bereich sehr dunkel war, musste die Koralle auch ein regelrechtes Blitzlichtgewitter über sich ergehen lassen. Zum Glück fanden wir danach noch ein paar weitere Artgenossen, damit wir noch kleine Proben zum Mikroskopieren mitnehmen konnten. Dank kleiner weißer Keulenpilze, die wir noch im Steilküstenbereich fanden, waren die Speicherkarten jetzt schon gut gefüllt. Die Uhr zeigte uns bereits Mittagszeit an und wir brauchten auch noch Zeit für unser hauptsächliches Ziel, nämlich den großen Kiefernwald bei Prerow. Wir entschlossen uns, hier am Strand ein Erinnerungsbild zu machen, bevor es später die Lichtverhältnisse nicht mehr zulassen. Wir gingen in Ruhe zurück zum Parkplatz und fuhren dann vom Strand in Ahrenshoop etwa 20 Minuten weiter in die Ortschaft Prerow. Hartmut war mit seiner Frau schon ein paar Tage vor Ort und kannte die örtlichen Begebenheiten. So konnten die Zwei uns genau zeigen, wo wir am Wald gut parken konnten. Auch mit der dortigen Pilzwelt, hatte sich Hartmut schon etwas vertraut gemacht. Er berichtete von einer Begegnung mit dem nicht so häufigen Kiefern-Habichtspilz (Sarcodon squamosus) aber auch der seltene Moorröhrling (Suillus flavidus) und der Heidemilchling (Lactarius musteus) sollen hier anzutreffen sein. Das hörte sich doch schon gut an, also Pilze scheinen zu wachsen. Auf den 100 Metern Sandweg zwischen Parkplatz und Wald, konnten wir bereits die ersten Pilze entdecken. Während Chris ein paar Bilder von Halskrausen-Erdsternen machte, fand Roland die ersten Speisepilze, Kuh- und Sand-Röhrlinge. Zum Essen nicht gerade ideal, aber für einige Pilzbilder sind sie durchaus geeignet. In der Nähe vom Kuh-Röhling wächst nicht selten auch der rosenrote Schmierling (Gomphidius roseus) - kaum gedacht und schon gefunden. Das läuft ja, dachte ich mir und mit den ersten Motiven noch nicht mal so richtig fertig, finden Torsten und Hartmut eine Trüffel. Keine Trüffel zum Verputzen, sondern es handelte sich um eine sogenannte Wurzeltrüffel (Rhizopogon verii). Keine Delikatesse, aber doch ein schöner Fund. Es ging weiter und alle suchten eifrig den stacheligen Habichtspilz, nichts ... keine Spur. Sollten es sogenannte Fake-News gewesen sein, aber warum? Ist Hartmut Schubert doch seit vielen Jahren ein erfahrener Pilzsammler und Mykologe. Es bleibt spannend - währendessen sah man hier und da immer wieder Exemplare vom Reifpilz (Cortinarius caperatus). Auch dieser Pilz ist nicht besonders häufig zu finden, abgesehen von solch sandigen Biotopen. Dann da, oh wie schön, ein Reizker und den Lactarius quieticolor konnte ich vorher noch nie woanders finden. Chris und ich bemerkten, dass wir von der Gruppe etwas abgekommen. Wir versuchten die kleine Traube von Pilzfreunden in diesem großen Wald wieder zufinden und durch freudige Rufe der Pilzgruppe, gelang es uns recht schnell. Mitten auf einer Waldlichtung lagen sie alle auf einem Teppich von Rentierflechte auf dem Boden und fotografierten den Kiefern-Habichtspilz (Sarcodon squamosus). Ein tolles Erlebnis!! Langsam wurde es dunkler und wir bemerkten, dass wir nicht mehr allzu viel Zeit hatten und entschlossen zu den Autos zurückzukehren. Na klar, kurz vorm Schluss gab es dann noch ein "Bonbon" für unterwegs. Wieder eine hübsche gelbliche Korallenart, aber dieses Mal unter Kiefern. Bei der späteren mikroskopischen Untersuchung konnte man sie mit dem Namen kurzsporige Koralle (Ramaria myceliosa) ansprechen. Da die Zeit nachher doch schon ganz schön drängte, fiel die Verabschiedung (traditionell norddeutsch) sehr kurz aus. Mein persönliches Fazit: Ein fantastischer Tag, hervorragendes Wetter, nette Gesellschaft und erstaunlich viele Pilze. Aus diesem einen Tag hätte man gut und gerne ein gesamtes Pilz-Wochenende machen können. Vielleicht ergibt sich so eine Gelegenheit wieder und wir können dort gemeinsam noch einmal eine schöne Pilzexkursion starten.